3./221 Pries/Dreilinden

Flak- und Sperrbatterie Pries (Maaß):

Batterie Chef: Oblt. MA Schmidt

Die Flakbatterie „Pries“ befand sich im nord-östlichen Bereich des Luftverteidigungskommandos „Dreilinden“ auf den Resten des ehemaligen Fort „Herwarth“.

Die Anfänge der Batterie gehen nachweislich bis in das Jahr 1927 zurück. Zu Beginn der Planungen und viele Jahre darüber hinaus wurde die Batterie „Pries“ noch unter ihrer Tarnbezeichnung „Maaß“ geführt.
Im Jahr 1927 tauchte die Batterie „Maaß“ das erste mal in noch erhaltenen Unterlagen auf einer Karte zur Eingliederung von Seestreikräften in den Flakschutz der Festungen auf. Auf dieser Karte ist die Position der Batterie noch ca. 2 Kilometer weiter südlich angegeben.

Als eine der ersten Flakbatterien in der Kieler Luftverteidigungszone nahm die Batterie dann im November 1934 an einem Kriegsspiel der Marine Teil. Bei diesem Kriegsspiel wurde die Batterie bereits als „Verwendungsbereit“ angegeben. Über den Ausbauzustand zu dieser frühen Zeit lässt sich heute in den vorliegenden Unterlagen nichts mehr finden.

Mitte 1935 wurden die Planungen dann konkreter. Die Flakbatterie „Maaß“ wurde als eine der ersten im Kieler Luftverteidigungsbereich in der Kriegsgliederung von 1935 erwähnt.

Für den Herbst 1936 war die Batterie dann nachweislich bereits mit 3x 8,8cm Flak C/30 feuerbereit aufgestellt. Die beiden kleinen Munitionsauffüllräume vom Typ I waren zu diesem Zeitpunkt bereits betoniert. Einer der beiden Bunker hatte zusätzlich einen angehängten Raum für Zünder. Später wurde auf dem Gelände ein weiterer, größerer Munitionsauffüllraum vom Typ II gebaut.
Auch die 3 einfachen Geschützbettungen ohne Nebenräume waren aus Eisenbeton errichtet worden. Das Personal der 3 Bettungen vom Typ I kam vorerst in den etwas entfernt stehenden Baracken unter. Durch die örtliche Lage auf den nördlichen Festungsresten des ehemaligen Fort „Herwarth“ eingeschränkt, wurden die 3 Geschützbettungen auf den ehemaligen 2 Geschosslagerräumen des teilweise geschleiften Fort´s erstellt.
Die Leitstände waren zu diesem Zeitpunkt nur provisorisch errichtet und aus Kostengründen vorerst zurückgestellt worden.

Im Dezember 1936 wurde dann der Vollausbau der Batterie mit 4 Geschützen, Flak-Kommandogerät und 2 MG C/30 zur Tieffliegerabwehr angeordnet. Mit dem Bau der noch fehlenden Bunker sollte nach der Winterfrostperiode Anfang 1937 begonnen werden.

Bei dem Kriegsspiel von Januar 1937 war die Batterie „Maaß“ dann bereits mit 4x 8,8cm SK in M.P.L. C/30, Dreiwag (Dreiwalzengerät) und 2 MG C/30 gefechtsklar.
Für das 4. Geschütz wurde ergänzend eine Flak-Hochbettung mit darunter liegenden Bereitschaftsräumen für die Mannschaft erstellt. Einmalig in Kiel ist dabei wohl der lange, betonierte Gang als splittergeschützter Zugang zur Geschützbettung IV.
Die beiden MG C/30 wurden auf zwei neu errichteten Einheitsständen für leichte Flak aufgestellt. Einer der Hochstände befand sich typischerweise bei der Geschützstellung der Batterie. Der zweite lag weit abseits am süd-westlichen Rand des Luftverteidigungskommandos „Dreilinden“.
Ein zusätzliches MG C/30 war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Gesamtgröße des gegen Tiefflieger zu verteidigenden Geländes auf dem ebenfalls bereits fertiggestellten Gefechtsstand des „Fla-Gruko Nord“ aufgestellt.

Ein genaues Fertigstellungsdatum jedes einzelnen Bauwerkes konnte bis heute nicht recherchiert werden. Fest steht aber, das im Juni 1939 bereits alle 4 Geschützbettungen und Leitstand I in Eisenbeton errichtet waren. Zudem die Maschinenzentrale und die beiden kleinen Munitionsauffüllräume. Leitstand II befand sich derweil noch im Ausbau.
Zu diesem Zeitpunkt war die Batterie mit 3x 8,8cm Flak C/30 in M.P.L. C/30 und Dreiwag gefechtsbereit.
Der mittig in der Geschützstellung liegende Leitstand I verfügte, ähnlich wie die Bettung IV, über darunter liegende Bereitschaftsräume für die Mannschaften. Hierbei handelte es sich um einen Typ aus einer sehr frühen Entwicklungsphase. Der freistehende Leitstand verdankte seine Bauart einer Anweisung von Januar 1938. Das Batteriepersonal sollte bei Luftalarm nicht mehr aus entfernt liegenden Baracken anrücken, sondern direkt beim Leitstand untergebracht werden. So befanden sich in dem verhältnismäßig großen Untergeschoss des Leitstandes nicht nur die Unterkunftsräume des Leitstandpersonals sondern auch die neuen Räumlichkeiten für die Mannschaften der Geschütze I-III.
Die Maschinenzentrale befand sich im westlichen Bereich des Geländes zwischen der Geschützstellung und den Bunkern des Stabes. Der rechteckige Bau (Typ II) verfügte über zwei Zugänge und einen Notausstieg.
Vor dem Bau der Maschinenzentrale versorgte ein kleiner, betonierter Unterstand mit einem Notstromdiesel, am Fuße der Geschützstellung, die Batterie bei Stromausfall mit Elektrizität.
Der Flakleitstand II befand sich etwas abgesetzt westlich der Geschützstellung freistehend auf einer Anhöhe und war über einen betonierten, gedeckten Aufgang zu erreichen.

Ausrüstung der Batterie im Februar 1940:

  • Bauzustand: Ausgebaut
  • Bereitschaftsgrad: Gefechtsbereit
  • Geschütze: 3×8,8cm C/30
  • Kommandogerät: Dreiwag schwer
  • Zünderstellmaschinen: 3 Stück
  • Leichte Flak: 2 Geschütze

Geräte der Batterie bei Kriegsende:

  • Geschütze: 4×10,5cm SK C/32 (zerstört)
  • Kommandogerät: Dreiwag
  • E-Messgerät: 6 m R Em
  • Funkmessgerät: Würzburg D
  • Leichte Geschütze: 5x2cm 1×3,7cm (zerstört)
  • Munition: 1624 Schuß 10,5cm Spgr. (575 Schuß ohne Zünder)
  •                276 Schuß 10,5cm Sonderladung
  •                212 Schuß 10,5cm Lg.
  •                110 Schuß 10,5cm Panzerspgr.
  •                20000 Schuß 2cm
  •                96 Schuß 3,7cm

Nach dem 2. Weltkrieg wurden diverse Bauten auf dem Gelände gesprengt. Hierzu zählen die 4 Geschützbettungen, der Leitstand I, alle 3 Munitionsauffüllräume und der Unterstand für das Notstromaggregat. Aufgrund der Nachnutzung direkt nach dem Krieg blieben relativ unbeschadet die Maschinenzentrale, Leitstand II und die beiden Einheitsstände für leichte Flak erhalten.

Heute wird das Gelände von der Firma WECO genutzt und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Bedanken möchten wir uns insbesondere bei der Betriebsleitung der Firma WECO die uns erlaubte über Jahrzehnte das Gelände des ehemaligen Luftverteidigungskommandos „Dreilinden“ zu dokumentieren. Die in Zusammenarbeit mit der Firma WECO entstandenen Zeichnungen und Fotografien erlauben einen einmaligen Einblick in die Bauweise der Bunker und ihrer Geschichte.

Das Foto unten zeigt einen Schäfer mit seinem Hund und seiner Herde im Oktober 1939 auf einer Koppel östlich von „Dreilinden“. Im Hintergrund ist das Gelände des Luftverteidigungskommandos mit der Flakbatterie „Pries“ zu erkennen.

Der folgende Lageplan zeigt die Planzeichnung des Luftverteidigungskommandos „Dreilinden“ 1937 einschließlich der Flak- und Sperrbatterie „Pries“.

Der folgende Lageplan zeigt das Gelände am 14. April 1945. Im Vergleich zum obigen Lageplan ist die Batterie „Pries“ um einen weiteren Munitionsauffüllraum vom Typ II (Q) erweitert worden. Alle weiteren Bauten sind ähnlich der Planzeichnung von 1937 gebaut worden.

Maschinenzentrale (freistehend, übererdet):

Die Maschinenzentrale war für die Versorgung der Flakbatterie und zusätzlich für die unmittelbar südlich gelegenen Gebäude des Stabes bei Stromausfall zuständig. Der freistehende, rechteckige Bau vom Typ II verfügte über zwei Zugänge und einen Notausstieg. In der Maschinenzentrale befanden sich der Maschinenraum mit Dieselaggregat, Bereitschaftsräume, der Kleinkograum für das Kommandogerät, Lüfterraum und ein Waschraum mit Aborten.

Die Maschinenzentrale wurde Aufgrund der Nachnutzung des Geländes nach dem Krieg nicht gesprengt. Mittlerweile wurde der Bunker durch die Firma Weco umgebaut und ist als solcher nicht mehr zu erkennen.

Die folgenden Zeichnungen zeigen den Grundriss und verschiedene Schnitte der Maschinenzentrale.

Das 3D-Model zeigt die Maschinenzentrale nach den oben abgebildeten Zeichnungen.

Das folgende Foto zeigt die übererdete Maschinenzentrale vor dem Umbau zum Lagerraum der Firma Weco.

Das Foto unten zeigt den ebenerdigen Haupteingang in die Maschinenzentrale.

Das folgende Foto zeigt den zweiten Zugang. Dieser war über einen Treppenniedergang mit Stahlklappe erreichbar.

Das Foto unten zeigt den zusätzlichen Notausstieg mit Stahlklappe.

Auf dem unteren Foto ist der Treppenniedergang vom zweiten Zugang in den Bunker zu sehen.

Das folgende Foto zeigt den Blick vom Flur der Maschinenzentrale Richtung Haupteingang.

Die nachfolgenden Fotos zeigen Innenaufnahmen verschiedener Räume im Bunker.

Um ein wohnlicheres Gefühl zu bekommen wurden die Wände mit farbigen Wandmalereien versehen.

Wie in vielen anderen Bunkern zieren zeitgenössische Zitate und Sprüche die Wände.

Geschützbettung I-IV:

Das folgende Foto zeigt einen Angehörigen der Batterie „Pries“ vor einem 10,5cm SK C/32 Geschütz mit Deckenschutzschild.

Flak-Hochbettung mit Bereitschaftsraum (freistehend, übererdet):

Bei Bettung IV handelte es sich um eine freistehende Hochbettung mit Bereitschaftsräumen. Außerdem befanden sich im Untergeschoss der Heizraum und ein Waschraum mit Aborten. Die Bettung wurde nach dem Krieg gesprengt und liegt heute in Trümmern im Gelände.

Nachfolgend sind Grundrisse und Schnitte der Bettung mit darunter liegenden Bereitschaftsräumen zu sehen.

Das 3D-Model zeigt die Flak-Hochbettung nach den Aufzeichnungen von Hartmut Kath.

Das untere Foto zeigt einen der beiden Eingänge in das Untergeschoss der Hochbettung.

Das Foto unten zeigt links im Bild den 2. Eingang in das Untergeschoss der Hochbettung.

Die unteren Fotos zeigen Aufnahmen aus dem Inneren des gesprengten Untergeschosses.

Die folgenden Fotos zeigen den gedeckten Zugang zu Bettung IV mit Anschluß an die Geschützbettung.

Die folgenden 2 Fotos zeigen Munitionsnischen der Flak-Hochbettung.

Flak-Bettung I-III (erdversenkt):

Die Bettungen I-III wurden auf den gesprengten Resten des ehemaligen Fort „Herwart“ erstellt. Es handelte sich bei allen 3 Bettungen um einen einfachen Bautyp mit einem Zugang und ohne weitere Nebenräume. Die 3 Geschützbettungen wurden nach dem Krieg gesprengt.

Das 3D-Model unten zeigt Bettung I-III nach den Aufmessungen von Hartmut Kath.

Das Foto unten zeigt die gesprengten Reste von Bettung I.

Das Foto unten zeigt Reste der Munitionsnischen der gesprengten Bettung III.

Die unteren Fotos zeigen nach der Sprengung stehen gebliebene Reste der Munitionsnischen von Bettung II.

Flakleitstand I mit Bereitschaftsräumen (freistehend, übererdet):

Der tatsächlich für die Batteire Pries gebaute Leitstand I ähnelte in seinem Aufbau stark dem 1937 entworfenen und als Typ 0 bezeichneten Leitstand I. Im Untergeschoss befanden sich 4 Bereitschaftsräume für die Mannschaft des Leitstandes und Bettung I-III. Zudem ein Heizraum, Waschräume mit Aborten und ein Offiziersraum. Der Leitstand wurde nach dem Krieg genau wie die restliche Geschützstellung gesprengt und ist heute komplett übererdet.

Das Foto unten zeigt die Decke im Bereich des Heizraumes.

Flakleitstand II mit Bereitschaftsräumen (freistehend):

Bei Flakleitstand II handelt es sich in der Batterie „Pries“ um einen frühen Entwicklungstyp mit achteckiger Bettung. Im Untergeschoss des Leitstandes befanden sich der Kleinkograum für das Kommandogerät, ein Waschraum mit Aborten, Bereitschaftsräume und ein Offiziersraum. Der Bunker wurde nach dem Krieg nicht gesprengt.

Die nachfolgenden Zeichnungen zeigen Grundrisse und Schnitte von Flakleitstand II.

Unten zu sehen ist das aus den Zeichnungen von Hartmut Kath rekonstruierte 3D-Model von Leitstand II.

Die folgenden Fotos zeigen Leitstand II von der Rückseite.

Die unten gezeigten Fotos zeigen Leitstand II mit gedecktem Treppenaufgang von der Vorderseite.

Die beiden Fotos unten zeigen den Treppenaufgang zum Leitstand und den Eingangsbereich des Bunkers.

Das Foto unten zeigt den Flur im Flakleitstand II.

Die folgenden Fotos zeigen verschiedene Räume im Bunker.

Die folgenden Fotos zeigen den Kleinkograum mit Sockel für das bei Marinebatterien vorgesehene Kommandogerät Kleinkog.

Das Foto unten zeigt den Aufgang auf die Decke des Bunkers in die Leitstandbettung.

Das Foto unten zeigt den Blick von oben ins Untergeschoss des Bunkers.

Die folgenden Fotos zeigen die Leitstandbettung.

Das Foto unten zeigt eine der Nischen im Detail.

Auf dem unteren Foto sind die Bolzen für das Entfernungsmessgerät gut zu erkennen.

Einheitsstand für leichte Flak (freistehend):

Typischerweise befanden sich 2 Stände für leichte Flak im Bereich der Flakbatterie. Im Fall der Batterie Pries handelte es sich um 2 baugleiche Einheitsstände für Leichte Flak die freistehend Aufgrund ihrer Höhe eine gut Sicht lieferten. Im Untergeschoss befand sich ein Bereitschaftsrum für die Mannschaft und ein Munitionsraum. Die beiden Hochstände wurden nach dem Krieg nicht gesprengt.

Das 3D-Model zeigt den in der Batterie Pries gebauten Typ von Einheitsstand nach den Aufzeichnungen von Hartmut Kath.

Einheitsstand für leichte Flak „Nord-Ost“:

Der Flak-Hochstand „Nord-Ost“ befand sich typischerweise bei der Geschützstellung der Batterie.

Die beiden Fotos unten zeigen die Bettung des Flakhochstandes.

Einheitsstand für leichte Flak „Süd-West“:

Der zweite Flak-Hochstand befand sich weiter abgesetzt am süd-westlichen Rand des Geländes um auch andere Gebäude des Stabes gegen Tiefflieger zu schützen.

Die folgenden Fotos zeigen Innenaufnahmen aus dem Flak-Hochstand.

Auf dem unteren Foto ist der Aufgang zur Bettung zu sehen.

Munitions-Auffüllraum I – II (freistehend, übererdet):

Im Abstand von ca. 15 Metern befanden sich die beiden Munitions-Auffüllräume vom Typ I. Genau wie in der Batterie „Passade“ wurde einer der Bunker mit und der andere ohne angehängten Zünderraum gebaut. Nach dem Krieg wurden beide Bunker gesprengt und im Nachgang komplett entfernt.

Munitions-Auffüllraum III (freistehend, übererdet):

Auch der später gebaute Munitions-Auffüllraum vom Typ II ist nach dem Krieg gesprengt worden und mittlerweile restlos entfernt.

Unterstand für Notstromaggregat (freistehend, übererdet):

Der Kleine betonierte Unterstand wurde nach dem Krieg gesprengt und ist mittlerweile übererdet.

Die unten zu sehenden Zeichnungen zeigen Grundriss und Schnitte des kleinen Bunkers.

Die Fotos unten zeigen den gesprengten Unterstand für ein Notstromaggregat unweit der Geschützstellung. Der kleine Unterstand diente zusätzlich zur Maschinenzentrale der Versorgung der Geschützstellung und Leitstand I mit Strom.

Das untere Foto zeigt bereits wie mit der Verfüllung mit Schutt und Erde begonnen wurde.

Mittlerweile ist der kleine Unterstand zum größten Teil abgebrochen und übererdet worden.